Kanton Tessin. Erziehung a la Sibirien.

Bruno Brughera vom Tessiner “Ausschuss gegen das Geschlossene Erziehungszentrum für Minderjährige/ CECM” veröffentlichte am 24. März 2023 auf Umanità Nova einen Artikel, der sich gegen die in der Schweiz geplante Bewilligung von mehreren Millionen Franken für eine Geschlossene Einrichtung für Jugendliche im Kanton Tessin richtet. Der Beitrag wurde von Wolfgang Völker aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzt und kann hier als pdf runtergeladen werden.

Auszüge:

“Sowohl die Jugendstaatsanwältin Fabiola Gnesa als auch der stellvertretende Generalstaatsanwalt Moreno Capella, richten den Fokus auf die Unmöglichkeit und die Schwierigkeit, mit dem exponentiellen Anstieg der Zahl der Minderjährigen und jungen Erwachsenen mit psychischen Problemen umzugehen, die Straftaten begehen. Was hier am meisten beunruhigt, ist, die öffentliche Erklärung zu hören, dass das wesentliche Problem im Fehlen von Infrastruktur besteht, in der das psychische Missbefinden aufgenommen und bearbeitet werden kann.” […]

“Die Ausgabe von diesen Haushaltsmitteln sollte schon bestehende Strukturen erweitern und verbreitern mit pädagogischen, therapeutischen, systemischen, präventiven und nicht-repressiven Konzepten. Das geplante Zentrum sieht jedoch geschlossene Zellen und andere Maßnahmen vor, die der Charta der Menschenrechte widersprechen. Es hat bisher kein klares pädagogisches Konzept und die Administration wurde an eine private Institution vergeben, die unter dem Schutzschirm von „Comunione e Liberazione“ [Wohltätigkeitsorgansition aus dem katholischen Spektrum] steht.” […]

“Demnach erscheint es uns als nötige Parallelmaßnahme unausweichlich, die präventive Arbeit zu verstärken. Dazu gehören die Hilfen in Familien in Not, Interventionen in der Schule, Aufbau von Street Work, Aktivitäten in allen Organisationen der Jugendarbeit und noch mehr, um die unheilvollen sozialen und psychischen Situationen zu erkennen und rechtzeitig zu bearbeiten. Es ist frustrierend, der Laschheit und Nachlässigkeit sowie den nicht ernsthaften Positionierungen, man kann auch sagen, fatalistischen Positionierungen der großen Mehrheit der Politik zuzuschauen. Wir wollen eine Umschaltung auf eine weitblickende und vorausdenkende Perspektive, die wirklich auf die Bedürfnisse der Gesellschaft eingeht, insbesondere auf die der ärmsten und bedürftigsten Schichten. Ihr werdet verstehen, dass die Aktivitäten des Ausschusses gegen das CECM eine titanische Anstrengung ist; es ist wie David gegen Goliath. Etwas haben wir immerhin erreicht, nämlich die Abschaffung der Festhaltegurte. Aktuell konzentrieren wir uns darauf, dass es auf der Ebene der Bundespolitik zu keiner positiven Vorabankündigung kommt, ein Erziehungsheim in ein Gefängnis einzubauen. Nach Meinung der Konföderation (= Schweiz als gesamter Bundesstaat) sollten die beiden Einheiten getrennt bleiben. Wenn dem erforderlichen Bundeskredit nicht zugestimmt wird, wird das Vorhaben zur Einrichtung der geschlossenen Abteilung scheitern und wieder in einer Schublade im Parlament des Kantons Tessin verschwinden.”

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