Warum geschlossene Unterbringung der falsche Weg ist
- Freiheitsentzug verschärft die Probleme, die er lösen soll
- Geschlossene Unterbringung ist in der Praxis gescheitert
- Geschlossene Unterbringung ist teurer als ein Luxushotel
- Jugendhilfe darf Kinder und Jugendliche nicht “abschieben”
- Aufgabe der Jugendhilfe ist Erziehung, nicht Bestrafung
- Das Prinzip “Erziehen statt Wegsperren” ist erfolgreich
Erziehung ist nur in Freiheit möglich
Geschlossene Heime verschärfen die Probleme, die sie lösen sollen. Sie sind Symbol für eine Politik der Härte gegenüber schwierigen Jugendlichen. Das “Bundesweite Aktionsbündnis gegen geschlossene Unterbringung” streitet für eine humane Erziehung, die ohne Freiheitsentzug auskommt.
Referent Prof. Dr. Friedhelm Peters (FH Erfurt) im Januar 2021: Der Rückblick auf die Entwicklung geschlossener Unterbringung in der Kinder- und Jugendhilfe und der sie begründenden Diskurse zeigt, dass Geschlossene Unterbringung (GU) dysfunktional ist bezogen auf die (Weiter-)Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe. Außerdem verstößt sie gegen die UN-Kinderrechtskonvention/Kinderrechte. Es gibt Alternativen und gute Gründe, GU (endlich) abzuschaffen, auch wenn der disziplinäre (und politische) Streit um sog. „Systemsprenger*innen“ noch anhält.
Ein in Hamburg erprobter Vorschlag: Ein Kooperations-Pool
Erfahrene Pädagogen und Erzieher der Hamburger Jugendhilfeeinrichtungen bündeln ihr Know-how in einem Kooperations-Pool. Die wenigen besonders “Schwierigen” werden hierher gemeldet, und die Expertengruppe entwickelt umgehend die passende Reaktion: Gibt es Erzieher, die schon einmal mit einem ähnlichen Fall zu tun hatten? Gibt es eine Wohneinrichtung, deren Zielsetzung auf diese Jugendlichen besonders passt? Können zwei Pädagogen aus unterschiedlichen Einrichtungen zusammengebracht werden, um für einen bestimmten Zeitraum zu kooperieren? Das bedeutet unter Umständen auch, dass ein Jugendlicher zwei Wochen rund um die Uhr nicht aus den Augen gelassen wird. Es gibt also Alternativen. Wenn wir wollen, können wir sie gleich morgen erproben. Alle 47 Organisationen, die die Erklärung gegen die Wiedereinführung der geschlossenen Unterbringung unterzeichnet haben, bieten sich als Partner für den Verzicht auf Freiheitsentziehende Maßnahmen gegen Kinder und Jugendliche an.
Hamburg hat 2008 den Betrieb der Geschlossenen Unterbringung Feuerbergstraße eingestellt, danach wurden auch die Haasenburg-Heime geschlossen!
Seine schwierigsten Kinder brachte Hamburg seit der Schließung seiner eigenen Geschlossenen Unterbringung außerhalb Hamburgs unter. Mehr als 50 Minderjährige kamen seit Herbst 2008 in die Haasenburg GmbH in Brandenburg. Das Land Brandenburg musste die umstrittenen Haasenburg-Heime nach Misshandlungsvorwürfen wieder schließen. Eine Untersuchungskommission war zu erschreckenden Ergebnissen gekommen.
Wenn auch erneut eine Geschlossene Unterbringung selbst geschlossen wurde: Die grundsätzliche Diskussion über geschlossene Heime und ihre Alternativen geht weiter. Wegsperren ist keine Lösung!
Keine geschlossene Unterbringung von Kindern und Jugendlichen