Kinder in Heimen zwischen 1945 und 1975

Trägerübergreifende Veranstaltungsreihe in Hessen beleuchtet den Weg der Heimerziehung von 1945 bis heute.

Die Verletzungen der Menschenrechte junger Menschen in der Heimerziehung zwischen 1945 und 1975 sind umfangreich und schmerzhaft. Forschung und Praxis belegen, was ehemalige Heimkinder schon lange berichten: Gewalt, Demütigungen, Kontaktsperren, Essensentzug waren in vielen Heimen Alltag. Eine trägerübergreifende Veranstaltungsreihe beleuchtet in Frankfurt diese traurige Thematik.

Sozialdezernentin Elke Voitl eröffnet die Veranstaltungsreihe und sagt: „Das, was jahrzehntelang von staatlichen Institutionen Schutzbefohlenen angetan wurde, macht mich tief betroffen. Die Aufarbeitung dieses strukturellen Versagens ist eine notwendige Pflicht und ein wesentlicher Beitrag zur Weiterentwicklung einer modernen Kinder- und Jugendhilfe.“ Die Veranstaltungsreihe ermögliche es, sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven dem Thema zu nähern. „Die Reihe leistet so in der Auseinandersetzung einen wichtigen Beitrag“, sagte die Dezernentin.

In der Bundesrepublik waren in dieser Zeit rund 750.000 Kinder und Jugendliche in Heimen untergebracht. Die Erfahrungen, die Kinder, Jugendliche und Eltern mit der Heimerziehung machen mussten, enden nicht mit dem Auszug aus der Wohngruppe. Diese Erfahrungen sind prägend und bleiben, mindestens als seelische Folgen, ein Leben lang erhalten.

Die Ausstellung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zeichnet die Geschichte evangelischer Kinderheime in Hessen nach. Sie setzt sich mit dem damaligen Alltag der Einrichtungen in der Zeit zwischen 1945 und 1975 auseinander und zeigt auf, mit welchem pädagogischen Verständnis Heimerziehung damals umgesetzt wurde. Die Veranstalter – der Eigenbetrieb Kommunale Kinder-, Jugend- und Familienhilfe und die Stiftung Waisenhaus – beleuchten auch das Schicksal betroffener Frankfurter Kinder. Zusätzlich gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm, was auch aktuelle Themen miteinbezieht.

Die Ausstellung ist vom 25.10.2021 bis 19.11.2021 im Foyer der Stiftung Waisenhaus in der Bleichstraße 10 in Frankfurt zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 11 bis 18:15 Uhr.

Das Rahmenprogramm:

Montag, 25.10.2021 _ 12 -13.30 Uhr Eröffnung mit Sozialdezernentin Elke Voitl Eröffnungsvortrag: Anette Neff, Historikerin Evang. Kirche Hessen Nassau „Pippi Langstrumpf und die Angst vor den Schmuddelkindern“, Bleichstraße 10, 60313 Frankfurt am Main

Dienstag, 25.10.2021 _ 15-18 Uhr „Mädchen in der Heimerziehung. Gestern und heute.“ Prof. Dr. Dagmar Beinzger, Hochschule Esslingen. Bleichstraße 10, 60313 Frankfurt am Main

Mittwoch, 3.11.2021 _ 14-16 Uhr Vortrag: „Heimerziehung und Menschenrechte. Rückschau und Ausblick“. Prof. em. Christian Schrapper, Universität Koblenz-Landau JuKuZ Höchst, Palleskestraße 2, 65929 Frankfurt

Dienstag, 09.11.2021 _ 15-18 Uhr Vortrag und Workshop: „Aktueller Stand der Heimerziehung“. Prof. Michael Behnisch, University of Applied Sciences Frankfurt am Main. Fachhochschule Frankfurt, Nibelungenplatz 1

Mittwoch, 10.11.2021 _ 15-18 Uhr „Frankfurter Zeit“. Petra Helbig, Doris Mollath-Zündorf, Stiftung Waisenhaus; Dieter Kieweg, Kommunale Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Bleichstraße 10, 60313 Frankfurt am Main

Donnerstag, 11.11.2021 _ 15-18 Uhr „Gelingende Kooperation mit dem Herkunftssystem“. Sabine Kiy-Kania, Eva Ris, Kommunale Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. KJEB Gallus, Kostheimer Straße 11, 60326 Frankfurt

Mittwoch, 17.11.2021 _ 17-18.30 Uhr Vortrag: „Scham und Menschenwürde im Kontext der Jugendhilfe und deren Bedeutung für die pädagogische Arbeit“

Donnerstag, 18.11.2021 9-12 und 13-30 – 16.30 Uhr Workshop. Jochen Leucht, tandem PRAXIS & INSTITUT, Freiburg im Breisgau. Bleichstraße 10, 60313 Frankfurt am Main

Freitag, 19.11.2021 14-15 Uhr Ausstellungsabschluss. Vortrag: Ehemalige Heimkinder in Seniorenheimen. Prof. em. Heide Kallert, Goethe-Universität Frankfurt am Main. Bleichstraße 10, 60313 Frankfurt

Veranstaltende sind der Eigenbetrieb Kommunale Kinder-, Jugend- und Familienhilfe der Stadt Frankfurt am Main und die Stiftung Waisenhaus Frankfurt am Main.

Weitere Informationen und Anmeldungen zum Rahmenprogramm:

Kommunale Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Eigenbetrieb der Stadt Frankfurt am Main. Bleichstraße 10, 60313 Frankfurt am Main. Telefon: 069 – 212 4 37 93. E-Mail: info.kjfh@stadt-frankfurt.de

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